Bis zu 17.000 Tampons oder Binden könntest du in deinem Leben sparen – wenn du sie durch nachhaltige Periodenprodukte ersetzt. Warum du damit auch deiner Gesundheit einen größeren Gefallen tust, als du denkst, und welche Alternativen (inkl. Vor- und Nachteile!) dir zur Wahl stehen – das alles verraten wir dir hier.
Inhaltsverzeichnis
Warum jede Frau nachhaltige Alternativen ausprobieren sollte
Wusstest du, dass Binden und Tampons Pilzinfektionen fördern – und deinen Körper vielleicht sogar mit Formaldehyd + Dioxin belasten? Es lohnt sich, nachhaltige Periodenprodukte genauer unter die Lupe zu nehmen. Weshalb, erfährst du im Folgenden.
Umwelt: Baumwolle, Pestizide & Plastik – was wirklich in Periodenprodukten steckt
Während deines Lebens durchläuft du ungefähr 450 Zyklen – und verbrauchst 10.000 bis 17.000 Einweg-Hygieneprodukte. So wundert es kaum, dass in Deutschland, Österreich und der Schweiz jedes Jahr 75.000 bis 125.000 Tonnen Müll zusammenkommen.
Das Problem geht jedoch viel weiter und endet nicht bei der schieren Größe des Abfallberges.
Denn: Obwohl Baumwolle auf nur 2,4 % der globalen Felder wächst, landen hier 25 % der gesamten Insektizide – mit entsprechenden Folgen für Böden, Tiere und Menschen (die Wolle pflückt sich schließlich nicht von alleine).
Als wäre das nicht genug, versteckt sich im Binden-Kern oder auf der Tampon-Oberfläche häufig Kunststoff. Er ist es, der die biologische Abbaubarkeit nahezu unmöglich macht.
Statt von Mikroorganismen zersetzt zu werden, zerfallen herkömmliche Periodenprodukte (bzw. ihr Plastikanteil) in immer kleinere Teile – bis sie nach rund fünfhundert Jahren endlich verschwunden sind.
Gesundheit: Deine Schleimhaut nimmt auf, womit du sie umgibst
Auf dein Leben hochgerechnet, trägst du Tampons oder Binden 6,5 Jahre am Stück. Das Problem: Hier geraten sie in direkten Kontakt mit deiner vaginalen Schleimhaut – und, gut durchblutet, nimmt diese Schadstoffe deutlich besser auf als andere Bereiche des Körpers. Heißt: Was in ihnen steckt, gelangt in deinen Blutkreislauf.
Neben Insektiziden können das Substanzen sein, die aus der Verpackung ins Produkt gelangen (zum Beispiel durch die Tamponhülse) wie Formaldehyd oder Dioxin – ein Nebenprodukt vom Bleichen.
Natürlich müssen Tampons und Binden Grenzwerte erfüllen. Diese entsprechen jedoch Empfehlungen für Lebensmittel – ungeachtet dessen, dass sie sich über Stunden und Tage hinweg an deine äußerst aufnahmefähige Vaginalschleimhaut schmiegen. Expert*innen fordern deswegen niedrigere Grenzwerte.
Insektizide und andere Gefahrenstoffe spielen vor allem dann eine Rolle für dich, wenn du Tampons bevorzugst. Allerdings ist der Weg zwischen Vulva und Vaginalschleimhaut auch bei Binden kurz.
Dazu kommt hier die schlechte Luftdurchlässigkeit – und damit einhergehend ein erhöhtes Risiko, sich Pilzinfektionen einzufangen.
7 Alternativen im Überblick
Menstruationstasse oder Periodenhöschen, Free Bleeding oder Stofftampons – im Folgenden stellen wir alle Periodenprodukte vor, die der Markt momentan hergibt: mit ausführlichen Vor- und Nachteilen, um dir zu helfen, die für dich perfekte Alternative zu finden.
Menstruationstasse
Lange Zeit ein Nischenprodukt, ist sie mittlerweile die wahrscheinlich beliebteste Alternative: Bei Menstruationstassen handelt es sich um kleine Becher – meistens aus medizinischem Silikon –, die wie ein Tampon eingeführt werden und hier bis zu 35 Milliliter Blut auffangen.
Dieses leerst du in der Toilette aus, wäschst deine Tasse ab oder reinigst sie mit Klopapier und setzt sie wieder ein. Am Ende der Periode solltest du sie drei Minuten in kochendem Wasser sterilisieren.
Vorteile:
- auch für starke Blutungen geeignet
- schließt luftdicht ab, deswegen keine Geruchsbildung
- bisher sehr wenige bekannte TSS-Fälle (allerdings gibt es im Verhältnis zu Tampon-Nutzerinnen deutlich weniger Frauen, die Menstruationstassen verwenden, das kann die Ergebnisse verfälschen, da es sich um eine ohnehin seltene Erscheinung handelt)
- lange Tragedauer (bis zu 8 Stunden)
- trocknet die Schleimhäute weniger aus als Tampons es tun
- sehr langlebig (10 Jahre)
Nachteile:
- der Anblick des Blutes kann gewöhnungsbedürftig sein
- das Einsetzen braucht etwas Übung
- es ist gar nicht so leicht, die richtige Größe zu finden
- manche Produkte können Schadstoffe enthalten – deswegen unbedingt auf hochwertiges Material achten und kein Tasse aus TPE oder anderen Kunststoffen kaufen
- wenn du eine Spirale trägst und das Bändchen zu lang ist, kann es gegebenenfalls zu Problemen kommen. Lass dich hier am besten von deiner Ärztin beraten
Menstruationshöschen
Menstruationshöschen sehen aus wie normale Unterwäsche – besitzen aber einen äußerst saugkräftigen Kern und spezielle Oberflächen, die das Blut wegleiten und dir ein trockenes Gefühl bescheren. Bevor du sie in die Maschine wirfst, kalt auswaschen und auf Weichspüler sowie Bleichmittel verzichten.
Vorteile
- hoher Tragekomfort – kaum dicker als normale Unterwäsche
- anders als bei Binden kann hier nichts verrutschen
- überaus saugfähig, nimmt das Blut von 2-3 Tampons auf, teilweise sogar von 6 Stück
- durch antibakterielle Wirkung geruchsneutral
- meistens aus schwarzem Stoff gefertigt, „verschwindet“ dein Blut – toll für Menschen, die kein Blut sehen können
- geringes Auslauf-Risiko
Nachteile
- teuer in der Anschaffung
- unterwegs unpraktisch zu wechseln
- viele Modelle haben einen Plastikanteil, aus dem sich beim Waschen Mikroplastik löst
- in der antibakteriellen Schicht können bedenkliche Biozide stecken
- die antibakterielle Wirkung lässt meistens nach zwei bis drei Jahren nach
- höherer Aufwand durch Handwäsche
Bio-Tampons
Wie normale Tampons – nur besser. Auch wenn sie Müll produzieren: In bestimmten Situationen sind Tampons ganz schön praktisch. Vielleicht hast du verschiedene Alternativen ausprobiert und bist zu dem Schluss gekommen, dass sie die für dich beste Wahl sind – oder möchtest sie als Back-up in deiner Tasche wissen.
Vorteile
- frei von Plastik
- Anbau ohne Pestizide – schützt die Umwelt und Menschen vor Ort
- weniger Schadstoffe an deiner Schleimhaut
- geringeres Allergierisiko
Nachteile
- Einwegprodukt
Stoffbinden
Früher gang und gäbe, sind sie irgendwann aus den Haushalten verschwunden – und feiern seit einiger Zeit ein erfolgreiches Comeback.
Aus Baumwolle, Hanf oder anderen Naturfasern gefertigt, schmiegen sie sich an deine sensible Vulvahaut und sparen obendrauf eine Menge Müll. Kein Wunder, dass mittlerweile 12 % der Frauen auf Stoffbinden umgestiegen sind. Vielleicht bald ja auch du?
Vorteile
- wer mag, kann sie selber nähen – und noch mehr Geld sparen
- sehr langlebig
- anders als Einwegbinden sind sie atmungsaktiv, wodurch du weniger schwitzt und Pilzinfektionen vorbeugst
- hoher Tragekomfort
- keine Klebefläche, an der Haut und Haare hängenbleiben
- individuell an deinen Slip und deine Blutung anpassbar
Nachteile
- höherer Aufwand durchs Waschen
- für unterwegs solltest du ggf. einen Wetbag mitnehmen, um benutzte Binden aufzubewahren
Stofftampons
Das vielleicht unbekannteste Periodenprodukt: Stofftampons! Stell sie dir wie ein rechteckiges Stoffstück aus Baumwolle vor, das zusammengerollt, mit einem Band fixiert und eingeführt wird. Du kannst sie selber nähen oder kaufen.
Vorteile
- genieße alle Vorteile eines herkömmlichen Tampons – ohne Müll zu produzieren
- aus Bio-Baumwolle frei von Pestiziden
- sehr langlebig
- auch zum Schwimmen geeignet
Nachteile
- schwieriger einzuführen
- kann die Schleimhäute austrocknen
Schwämmchen
Tampons direkt aus der Natur – ohne Pestizide und über Jahre hinweg verwendbar: Schwämmchen. Gefertigt aus echten Schwämmen handelt es sich um ein weitgehend unverarbeitetes Naturprodukt.
Wichtig: Zwar werden Schwämme häufig für Pflanzen gehalten, doch das stimmt nicht – sie gehören zu den wirbellosen Vielzellern.
Vorteile
- sehr komfortabel, auch bei leichter Blutung
- passen sich deinem Körper an
- die Größe lässt sich zurechtschneiden
- auch beim Sex tragbar
- trocknet deine Schleimhäute nicht aus
- leicht zu pflegen und zu reinigen
Nachteile
- nicht für Veganerinnen geeignet
- bei dem Kauf auf Artenschutz achten – Schwämme sind für das ökologische Gleichgewicht der Meere wichtig! Deswegen handgepflückte Produkte aus kontrollierten Anbaugebieten bevorzugen
- nicht für starke Tage geeignet (hier gerne mit einer Binde kombinieren)
- manche Frauen empfinden das Auswaschen des Schwamms auf öffentlichen Toiletten als unangenehm. Alternativ mehrere Schwämme mitnehmen und erst zuhause reinigen
Free Bleeding
Kennst du wahrscheinlich: das Gefühl, wenn sich ein Schwall Blut ankündigt. Betreibst du Free Bleeding, würdest du jetzt zur Toilette huschen und ihn ins Klo plätschern lassen. Klingt… seltsam? Vielleicht sogar unhygienisch? Ist es nicht, allerdings solltest du deinen Körper kennen und ein Bad in der Nähe wissen.
Vorteile
- sehr natürlich, dem Fluss werden keine Barrieren in den Weg gelegt
- du brauchst keinerlei Periodenprodukte
- deine Schleimhäute trocknen nicht aus
- du entwickelst ein Gespür für deinen Körper
Nachteile
- du bist im Alltag eingeschränkt – je nach Stärke der Blutung musst du ggf. alle 20 bis 30 Minuten die Toilette aufsuchen
- du kannst nur eingeschränkt Sport treiben
- Free Bleeding braucht etwas Übung – unter anderem, weil du auf der Toilette dein Becken kippen solltest, um das Blut ablaufen zu lassen
- du musst nachts auf die Toilette
- manchmal geht etwas daneben, das lässt sich kaum verhindern. Viele Frauen verwenden Binden als Hilfsmittel und gehen zur Toilette, sobald sich ein Schwall ankündigt – das ist natürlich völlig „legitim“
Fazit: Du bestimmst, welches Produkt zu dir passt
Frauen und ihre Blutungen sind individuell – egal, ob deine Tage schwächer oder stärker ausfallen, ob du ihnen mit Neugierde oder genervtem Augenrollen begegnest, ob du sie kaum spürst oder dich am liebsten in Embryonalstellung im Bett verkriechst: Der Markt bietet mittlerweile viele Periodenprodukte und welches sich davon für dich eignet – das bestimmst du allein.
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