Eine Kreditkarte Plastik pro Woche – du nimmst mehr Kunststoff auf, als du wahrscheinlich denkst, nämlich ca. 260 Gramm, die Jahr für Jahr durch deinen Blutkreislauf zirkulieren. Was das Zeug hier anstellt und wie du dich schützen kannst, erfährst du im Folgenden.
Inhaltsverzeichnis
So gelangt das Plastik in deinen Organismus
0,7 Gramm Plastik – jeden einzelnen Tag? Ohne Peelings zu trinken oder ständig Fisch zu essen? Spoiler: Mindestens ein Einfallstor kannst du kaum vermeiden.
Über den Mund
Käse aus der Verpackung oder Wasser, das im Kunststoffkocher erhitzt wurde – überall geraten unsere Lebensmittel mit Plastik in Kontakt. Sobald das passiert, reichern sich Phthalate und andere Substanzen in deinen Speisen an.
Über die Haut
Deine Poren sind offene Türen für Schadstoffe wie Weichmacher. Wann immer du Kunststoff anfasst, können sich Moleküle lösen und über die Haut eindringen. Und das tust du leider ständig – egal, ob du deine Handyhülle in der Hand hältst, Küchengeräte, Spielzeug oder Synthetikkleidung.
Über die Atmung
Was viele Menschen nicht wissen: Jedes Mal, wenn du Luft holst… atmest du Mikroplastik ein. Möbel, Kleidung, Tapeten oder Bodenbeläge – sie alle geben winzige Teilchen ab. Sogar beim Spazierengehen gelangen sie in deine Lunge, weil auch die Müllverbrennung Kunststoffpartikel in die Luft bläst.
Diabetes, Krebs & Co – das sind die Folgen
Um Kunststoffen praktische Eigenschaften (zum Beispiel Dehnbarkeit) zu verleihen, reichern Hersteller sie mit Zusatzstoffen an. Das Problem: Sie sind nicht fest gebunden – und gelangen deswegen über Haut, Mund oder Atmung in deinen Körper.
Einmal dort angekommen, können sie das Hormonsystem durcheinanderbringen. Weil sie dem körpereigenen Östrogen zum Verwechseln ähnlich sehen, gelingt es ihnen, an den Rezeptoren anzudocken. Und das ist riskanter, als du vielleicht denkst!
Hormone steuern (fast) alles – zum Beispiel unseren Stoffwechsel oder die Funktion und Entwicklung von Organen. Es genügen bereits kleinste Mengen, um diese Prozesse in Gang zu setzen. So überrascht es kaum, dass Plastikzusätze zahlreiche Folgen mit sich bringen:
- frühes Einsetzen der Pubertät
- Missbildungen der Geschlechtsorgane
- Unfruchtbarkeit
- Brust- und Hodenkrebs
- Diabetes
- Immunschwäche
- Lern- und Verhaltensstörungen (z.B. ADHS)
- Übergewicht
- Herz-Kreislauferkrankungen
- Neurodermitis
- Uterus- und Schilddrüsenkarzinome
Kinder reagieren hier besonders sensibel – weil sie im Verhältnis zum Körpervolumen eine größere Hautoberfläche ( = Angriffsfläche) haben, die Welt mit dem Mund erkunden und in der Entwicklung stecken. Aber auch bei Erwachsenen kann Plastik viel Chaos anrichten. Lieber nicht in deine Nähe lassen solltest du die folgenden Substanzen:
- Weichmacher
- Bisphenol A (BPA)
- bromierte Flammschutzmittel
- Organozinnverbindungen
Kein einfaches Vorhaben, denn eine Kennzeichnungspflicht für hormonell wirksame Kunststoffe gibt es nicht. Versuche, auf Weich-PVC zu verzichten – hier verstecken sich besonders viele Weichmacher.
Generell gilt: Wann immer Plastik flexibel und biegsam ist, solltest du aufmerksam werden. Dazu gehören zum Beispiel Luftmatratzen, Kabel, Bodenbeläge, Vinyl-Tapeten oder Duschvorhänge.
Stecknadelkopf statt Kreditkarte: 10 Tipps, mit denen du weniger Plastik aufnimmst
Die schlechte Nachricht: Weil überall Plastikpartikel durch die Luft schwirren, kannst du dich nicht komplett schützen. Die gute Nachricht: Es gibt trotzdem Wege, weniger Kunststoff aufzunehmen.
1. Weg mit dem Plastikkocher. Gönn’ dir einen Wasserkocher aus Glas oder Edelstahl – gerade wenn Hitze dazukommt, lösen sich Schadstoffe. Hier unbedingt auch auf ein plastikfreies Sieb achten.
2. Bevorzuge unbeschichtete Pfannen. Teflon gilt als besonders schädlich. Der Kunststoff kommt unter anderem als Anti-Haft-Beschichtung zum Einsatz. Besser: Eisenpfannen! Einmal eingebrannt, entwickeln sie eine natürliche Anti-Haft-Schicht.
3. Du renovierst? Dann kaufe Naturmöbel! Je natürlicher du deine Wohnung einrichtest, desto weniger Mikroplastik fliegt in deinen eigenen vier Wänden durch die Luft. Setze deswegen lieber auf Holzschränke und vermeide beschichtete Spanplatten.
4. Verzichte (wenn möglich) auf Konservendosen. Die meisten Dosen sind innen mit Kunststoff ausgekleidet und mischen BPA in deine Lebensmittel. Besser: Bohnen im Glas und Saucen aus frischen Tomaten!
5. Lass den Kassenzettel im Supermarkt. Das Thermopapier wird häufig mit einer BPA-Schicht überzogen – und gehört deswegen sogar in den Restmüll. Möchtest du den Zettel mitnehmen, wasche dir zuhause die Hände!
6. Steck dir nur natürliche Kaugummis in den Mund. Hast du dich schonmal gefragt, was eigentlich hinter der „Kaumasse“ steckt, welche bei konventionellen Kaugummis die Zutatenliste anführt? Jup. Plastik. Besser: Kaugummis aus dem Saft des Chicle-Baums.
7. Koche möglichst oft frisch. Alles, was in Plastik abgepackt ist, kann deine Lebensmittel mit Schadstoffen anreichern. Wer viel Obst und Gemüse in den Speiseplan einbaut und auf Fertigprodukte weitgehend verzichtet, entlastet seinen Körper.
8. Verwende Naturkosmetik. Nicht nur in Peelings versteckt sich Mikroplastik – auch mit Shampoos, Duschgels oder Lotions reibst du dir Kunststoff auf die Haut.
9. Prüfe deine Tabletten. Manche Medikamente werden mit Plastik überzogen, um sie vor deiner Magensäure zu schützen. Ganz schön unappetitlich! Findest du Copolymere oder Acrylate auf der Zutatenliste, bitte deinen Arzt ggf. um eine Alternative.
10. Kaufe hochwertige Flipflops! Gerade in Flipflops wurden hohe Mengen extremgiftiger Organozinnverbindungen gefunden. Riechen die Schuhe nach Plastik, lass lieber deine Finger davon. Der Geruchstest allein genügt jedoch nicht, um Schadstoffe ausschließen zu können. Besser: Kork-Flipflops!
Fazit: Weniger Plastik = mehr Gesundheit
Plastik ist ein absolutes Problem, nicht nur für unseren Planeten – und während einige Länder BPA bereits verbieten, warten wir hier bisher vergeblich auf ähnliche Maßnahmen.
Bis dahin bleibt nur eines übrig: Schütze dich selbst! Zum Beispiel, indem du deine Wohnung möglichst natürlich einrichtest, kein Plastik in den Mund nimmst (u.a. über Zahnbürsten oder Tabletten) und deine Haut mit Baumwolle, Hanf oder Leinen statt Polyester und Acryl verwöhnst.
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