Nur ein winziger Teil des Plastiks wird recycelt und an unseren Abfällen sterben Jahr für Jahr unzählige Tiere – das sind wahrscheinlich keine Neuigkeiten für dich. Aber wusstest du auch, dass du jede Woche eine Kreditkarte Kunststoff verspeist? Sogar dann, wenn du keinen Fisch isst? Mach dich bereit für einige Plastik-Überraschungen, die du wahrscheinlich nicht erwartest hättest!
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Jedes Mal, wenn du Kaugummi kaust… hast du Plastik im Mund
Hast du schonmal einen Blick auf die Zutatenliste von Kaugummis geworfen und dich gefragt, was hinter der Bezeichnung „Kaumasse“ steckt? Hier kommt die unappetitliche Antwort der Verbraucherzentrale: „Synthetisch hergestellte gummiähnliche Polymere, also Kunststoffverbindungen“ – möglicherweise inklusive problematischer Substanzen wie Weichmachern. Warum „möglicherweise“? Was exakt drin ist, kann niemand sagen. Denn: Weil Kaugummi nicht zum Verschlucken bestimmt ist, müssen Hersteller die Kaumasse nicht genauer aufschlüsseln.
Eine tolle Alternative: Öko-Kaugummi
Wer gerne Kaugummi kaut, aber kein Plastik im Mund haben will, kann zu natürlichen Produkten greifen: zum Beispiel von „Forest Gum“. Das Start-up setzt bei der Kaumasse auf den Saft des tropischen Breiapfelbaums. Dieser wird unter fairen Bedingungen und in direkter Zusammenarbeit hergestellt, sodass auch die Familien vor Ort profitieren.
Von wegen Wieder-Auffüllung: PET-Flaschen werden zerhäkselt
Kennst du das? Du machst irgendwo in der Ferne Urlaub und nachdem du den letzten Schluck getrunken hast, schmeißt du die Flasche schweren Herzens weg – ein Pfandsystem wie in Deutschland gibt es schließlich in kaum einem anderen Land. Was für eine Ressourcenverschwendung!
Die schlechte Nachricht: Selbst wenn du deine PET-Flaschen säuberlich sammelst und in den Pfandautomaten steckst, landen viele von ihnen ebenfalls im Müll.
Die gute Nachricht: Das Plastik wird immerhin zu Flakes geschreddert und anschließend genutzt, um neue Flaschen, Synthetikfasern oder Folien herzustellen.
Trotzdem: Zum einen werden rund 10 Prozent der Flakes letztendlich ungenutzt verbrannt (was bei der Flut an Flaschen und über die Zeit hinweg eine unglaubliche Menge ausmacht). Zum anderen entsteht aus dem Rest Einweg-Abfall, der am Ende des Downcyclings ebenfalls in der Verbrennungsanlage endet.
Mit einer Trinkflasche unglaubliche Plastikmengen sparen
Füllst du eine Trinkflasche aus Edelstahl oder Glas mit Leitungswasser, Tee oder selbst gemachten Limonaden, hilfst du unserem Planeten mehr, als du vielleicht denkst:
Angenommen, du trinkst jeden Tag zwei Liter. Viele PET-Flaschen (1,5 Liter) sind 33 Zentimeter hoch. Stapelst du die gesparten Flaschen am Ende eines Jahres übereinander, ragt der Turm 160 Meter in den Himmel und übertrumpft damit sogar den Kölner Dom.
Im Meer schwimmt eine riesige Müllinsel
Zwischen Kalifornien und Hawaii gibt es einen weiteren Kontinent – den „Great Pacific Garbage Patch“. Durch die Strömungen hat sich hier eine gigantische Müllinsel über eine Fläche von 1,5 Millionen Quadratmetern ausgebreitet, was der dreifachen Größe von Frankreich entspricht. 92 Prozent dieses Abfalls werden sich über die Zeit hinweg in winziges Mikroplastik zersetzen. Sobald das geschieht, ist es beinahe unmöglich, die Partikel aus dem Wasser zu fischen.
Wie dein Müll nicht im Meer landet
Auch unser Müll schwimmt in den Ozeanen. Fließgewässer gehören zu den Top-Eintragsquellen, denn es braucht nur etwas Wind, um Tüten oder Verpackungen in Flüsse zu wehen. Darüber hinaus exportiert Deutschland unglaublich viel Plastikanfall in andere Länder. Einen großen Teil davon in Regionen mit mangelnder Müllentsorgungs-Infrastruktur.
Alleine 2016 waren es rund 14,1 Millionen Tonnen Kunststoffmüll, die aus Deutschland ins Ausland gebracht wurden. 70 Prozent davon in Länder mit niedrigen und mittleren Einkommen in Südostasien und im pazifischen Raum.
Selbst wenn wir unseren Müll nicht sorglos am Strand liegen lassen, lohnt es sich, Kunststoff zu sparen, denn über Umwege kann auch der in Deutschland entstandene und entsorgte Müll in den Weltmeeren landen.
Das meiste Mikroplastik entsteht durch unsere Mobilität
Jedes Jahr gelangen rund 330.000 Tonnen Mikroplastik in die Umwelt. Hauptverursacher sind jedoch nicht Peelings oder andere Kosmetika, sondern Autos. Rund ein Drittel geht auf den Abrieb der Reifen zurück. Problematisch sind auch Fahrradreifen und Schuhsohlen, die ebenfalls aus Gummi bestehen und sich mit der Zeit abnutzen.
So vermeidest du mit jedem Schritt Mikroplastik
Manche Hersteller vertreiben Schuhe mit Kork- oder Kaffeesohlen und Naturkautschuk. Hier kannst du definitiv einiges an Mikroplastik sparen – ansonsten bleibt dieser Bereich problematisch.
Egal, was du isst – in jeder deiner Mahlzeiten versteckt sich Plastik
Eine Kreditkarte pro Woche – so viel Mikroplastik verspeisen wir. Nämlich zirka fünf Gramm, rechnet eine WWF-Studie vor. Die Partikel verstecken sich jedoch nicht nur in Fisch, sondern auch in der Luft. So kommt es, dass wir mit jeder Mahlzeit rund 100 Stück von ihnen aufnehmen, ganz egal, ob Brokkoli auf deinem Teller liegt oder Dorsch.
Weniger Kunststoff essen – so geht’s
Auch wenn er bei weitem nicht die einzige Mikroplastik-Quelle ist: Es lohnt sich, Fisch, Muscheln und andere Meeresfrüchte in bewussten Mengen zu verzehren. Darüber hinaus kann es helfen, die eigene Umgebung möglichst plastikarm zu gestalten und auf diese Weise die Luftbelastung zu reduzieren – zum Beispiel, indem du bei Teppichen, Vorhängen und Sofas auf natürliche Textilien achtest und Kleidung aus Baumwolle, Hanf oder Leinen bevorzugst.
Hopfen, Malz… und Plastik – sogar im Bier findest du es
Das deutsche Reinheitsgebot für Bier ist längst mit Ausnahmeregelungen verwässert worden. Dazu gehört auch PVPP: Polyvinylpolypyrrolidon, ein Kunststoffgranulat, das dem Bier über viele Monate hinweg seine klare Farbe verleiht. Zwar muss es vor dem Verkauf entfernt werden, dennoch können Reste zurückbleiben.
Diese Marke braut plastikfreies Bio-Bier
Manche Hersteller wie Lammsbräu verzichten vollständig auf PVPP und andere Hilfsmittel. Erkundige dich vor dem Kauf am besten genau – denn weil der Kunststoff nicht im Endprodukt landet, muss er auf dem Etikett nicht deklariert werden.
Sonnencreme = flüssiger Kunststoff
Schnapp dir deine Sonnencreme und wirf einen Blick aufs Etikett. Findest du eine der folgenden Abkürzungen?
- Polyethylen (PE)
- Polyproplyen (PP)
- Polyethylenterephthalat (PET)
- Nylon-12
- Nylon-6
- Polyurethan (PUR)
- Acrylates Copolymer (AC)
- Acrylates Crosspolymer (AC)
- Polyacrylat (PA)
- Polymethylmethacrylat (PMMA)
- Polystyren (PS)
- Polyquaternium-7 (PQ)
- Polyethylenglycol (PEG)
- Polypropylenglycol (PPG)
Dann enthält die Sonnencreme Kunststoffverbindungen, die Mikroplastik ins Meer oder den See spülen und auch deine Haut belasten können.
Schützt genauso gut: Sonnencreme mit mineralischem Filter
Mittlerweile gibt es einige Sonnencremes ohne Mikroplastik und sogar ohne Nano-Partikel. Diese enthalten mineralische Filter und neigen deswegen leider oft zum „Weißeln“ – beim Auftragen bleiben milchige Flecken zurück. Wen das stört, dem empfehlen wir die i+m-Creme: Sie lässt sich hervorragend verteilen und schützt deine Haut ohne den klassischen „Gespenster-Effekt“.
Fazit: Hättest du es gewusst?
Dass Plastik mittlerweile überall steckt, zeigt bereits ein Gang durch den Supermarkt. Trotzdem haben uns viele der Kunststofffakten selbst überrascht. Wie sieht es bei dir aus – welche davon waren neu für dich? Und hast du vielleicht sogar weitere Beispiele? Nenne sie uns gerne in den Kommentaren!
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© unsplash / Dustan Woodhouse